Wissenschaftsphilosophisches Forum Gießen

Treffen am 19. Juni 2000




Lothar Jung: Die Eigenmächtigkeit des Sozialen


Eine Sichtung einschlägiger Literatur zur Kollektivismus-Individualismus-Debatte in den Sozialwissenschaften verstärkt den Eindruck, daß sich die Fronten aufweichen: einerseits die Vertreter des methodologischen Individualismus, die nur die mikrobasierte Forschung zulassen möchten, andererseits die Makrotheoretiker, die die großflächigen Muster sozialer Strukturen in vielen Fällen nicht als eine bloße Aggregation der Verhaltensweisen von Einzelindividuen ansehen.

So ist die verhaltenstheoretische Orientierung auf der Grundlage eines kruden Behaviorismus ebensowenig noch zu finden wie die holistische Auffassung, der gemäß das Soziale auch ontologisch einen eigenständigen Bereich der Wirklichkeit bildet.

Als Beispiel dafür, wie sich diesseits solcher Extrempositionen heute argumentieren läßt, werden zwei Modelle vorgestellt, die trotz der angesprochenen Konvergenzen die Eigenmächtigkeit des Sozialen vehement propagieren oder explizit verneinen:

Diese beiden besonders scharf konturierten Positionen können jedoch nicht für einen mainstream stehen, da die Debatte inzwischen zwar mehrheitlich verhaltenstheoretisch dominiert, aber im übrigen sehr verzweigt und differenziert geführt wird. Grundsätzlich ist dabei eine Tendenz weg von der Unvereinbarkeit und hin zur gegenseitigen Ergänzung mikro- und makrotheoretischer Konzepte zu beobachten.


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